Als im Jahre 1783 Fürstbischof Kardinal Leopold III. Graf Firmian von Passau starb,
errichtete Kaiser Josef II., ohne die kirchlichen Einsprüche zu beachten, die zwei
Bistümer St. Pölten und Linz, während er das Bistum Wiener Neustadt aufhob. Das Viertel
unter dem Manhartsberg und das unter dem Wiener Wald wurde dem Wiener Erzbischof
unterstellt. Seit 1783 gehört also Bernhardsthal zur Erzdiözese Wien. Kaiser Josef II. teilte auch die großen Pfarren und schuf so über hundert neue Pfarren. Eine dieser Pfarren ist die Pfarre Reinthal, die 1784 errichtet wunde. Als ersten Pfarrer erhielt die neue Pfarre den damaligen Kooperator von Bernhardsthal, den aus Mähren stammenden Peter Anton Wallon. Das zuständige Dekanat hieß „An der Hohenleithen”, das seinen Sitz meist in Staatz hatte. Nach der Errichtung der Pfarre Reinthal wurde der bisherige Kooperatorenposten in Bernhardsthal abgeschafft. Auch der alte Friedhof um die Kirche wurde um diese Zeit aufgelassen und vor dem südöstlichen Ortsende ein neuer angelegt (heute Anlage mit Kriegerdenkmal). Die neue Pfarre Reinthal musste jährlich ein Stolapauschale von 39 Gulden an die bisherige Mutterpfarre abliefern, und zwar bis 1835. Im Jahre 1784 ließ Pfarrer Heindl als Gegenstück zum Marienaltar auf der Epistelseite einen Seitenaltar errichten, der dem hl. Johann von Nepomuk geweiht (heute Marienaltar) war. Sein nächstes Vorhaben war die Beseitigung des Schindeldaches und des Dachreiters und der Bau eines Kirchturmes. Mit dem Bau des Turmes war 1790 begonnen worden. Papst Pius VI. verlieh mit einem Schreiben vom 15. Dezember 1788, das unter den Pfarrakten im Original vorhanden ist, den Besuchern der Pfarrkirche am Fest des hl. Ägidius (1. September) und des hl. Johann von Nepomuk (16. Mai) einen vollkommenen Ablass. Diese Ablassverleihung erlosch nach sieben Jahren. Pfarrer Heindl starb 1798 im Alter von 70 Jahren. Ein langer Trauerzug gab dem langjährigen verdienten Seelsorger der Gemeinde das letzte Geleite auf den unter ihm errichteten neuen Friedhof. <= Türkeneinfälle 1663 und 1683 Muttergottesstatuenaffäre 1802 => |