St. Ägid

Auch das Kirchenpatrozinium St. Ägid spricht für die Pfarrgründung gegen Ende des 12. Jahrhunderts, während die Kirche selbst noch etwas älter sein kann. Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts machte sich nämlich im Zusammenhang mit den Kreuzzügen und den von Frankreich ausgehenden kirchlichen Reformbestrebungen starker französischer Einfluss in Österreich bemerkbar. Der Sohn Markgraf Leopolds III. des Heiligen, Otto von Freising, hat in Paris studiert, französische Sitten und ritterliche Bräuche (Ritterschlag, Turnier) wurden eingeführt, französische Kreuzritter zogen durch Österreich, und auch die Gründung der Zisterzienserklöster trug dazu bei, diesen französischen Einfluss zu vermehren. So wie das Martinspatrozinium scheint auch das Patrozinium des Einsiedlermönches Ägidius zur Zeit der Hochblüte des Rittertums bei uns eingeführt worden zu sein.

Der hl. Ägid war Abt von St. Gilles in der Provence (Südfrankreich), ist im Jahre 723 gestorben und gilt als einer der vierzehn Nothelfer. Er wird meist mit einer Hirschkuh dargestellt und ist der Patron der stillenden Mütter, aber auch des Viehs. Sein Patrozinium wird am 1. September, dem Ägiditag, gefeiert.

Im Oberdeutschen verwendet man für Ägid vielfach den Namen Gilg (z. B. St. Gilgen). Um 1230 wird ein „Mons Sancti Egidii in Gilgenberg bei Dobersberg” im Waldviertel genannt. Interessanterweise war sowohl dort als auch in Bernhardsthal 1188 Wichart von Zöbing-Weikertschlag von Passau mit Zehentteil belehnt. Wenn es dann noch heißt, die Pfarre Waldkirchen, in welche Gilgenberg, das auch Herrschaftssitz war, eingepfarrt war, sei eine Gründung des Wichard von Weikertschlag-Zöbing, dann liegt der Gedanke nahe, derselbe Wichard könnte auf die Wahl des hl. Ägidlus als Kirchenpatron für die zu errichtende Pfarre in Bernhardsthal entscheidenden Einfluss genommen haben. Überraschenderweise entsteht in Korneuburg, das sich um diese Zeit von Klosterneuburg erst losgetrennt hat, im Jahre 1214 ebenfalls eine St. Agidius-Kirche. Wir erinnern uns, dass Klosterneuburg 1171 in Bernhardsthal einen Besitz erworben hat, dass also zwischen Klosterneuburg und Bernhardsthal damals Beziehungen bestanden haben.
 

Legende:

Ägidius (=Beschützer) war der Sohn edler Eltern zu Athen in Griechenland. Er wurde gut unterrichtet und zeichnete sich durch besondere Liebe zu den Armen aus. Nach dem Tod seiner Eltern verkaufte er sein ganzes Besitztum und verteilte es. Die allgemeine Hochachtung fiel ihm lästig; daher verließ er sein Vaterland und lebte in Frankreich als Einsiedler. Landleute ließen ihm keine Ruhe mehr, indem sie in allen Anlegen von ihm Trost und Hilfe verlangten; deshalb eilte Ägidius fort und wohnte in einer Höhle bei Gard im Bistum Nîmes. Wurzeln und Kräuter und Wasser waren seine Nahrung. Gott schickte ihm eine Hirschkuh, von deren Milch er sich besser nähren konnte. So lebte der Heilige mehrere Jahre in Gebet, Betrachtungen und Bußübungen ganz verborgen. Aber der Gotenfürst Wamba kam auf der Jagd in die Nähe, schoss auf die Hirschkuh Pfeile ab, verfolgte ihre Spur und entdeckte hierdurch, da diese in die Höhle flüchtete, den heiligen Einsiedler. Der Fürst wollte ihn an seinen Hof nehmen; das Anerbieten aber, hier ein Kloster zu gründen, nahm der Heilige an. Er gab seinen Mönchen, deren erster Abt er wurde, die Regel des heiligen Benedict, leuchtete ihnen in allen Tugenden vor und schloss sein frommes Leben am 1. September um das Jahr 725. Der heilige Abt Ägidius gehört zu den 14 heiligen Nothelfern und wird um Hilfe zur Ablegung einer guten Beicht und auch um Ehesegen angerufen. (Wikipedia)

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Hochaltarbild


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