Die Anfänge des Christentums in unserer Gegend fallen, wie der Fund des
Bernhardsthaler Bleikreuzes aus dem 9. Jahrhundert beweist, in die Zeit des
Großmährischen Reiches. Josef Wodka sagt in seiner Kirchengeschichte: „Die Mission
im Großmährischen Reich, das bis zum Plattensee reichte, scheint ihren Anfang von
Salzburg aus genommen zu haben. Erzbischof Adalram (821-836), der Nachfolger Arnos, weihte
um 830 eine Kirche in Neutra.” Das liegt in der heutigen Slowakei, und zwar östlich
des Waagflusses! Etwa nach 830 wurde Passau mit der Missionierung des Gebietes nördlich
der Donau beauftragt. Im Jahre 863 aber begann mit dem Wirken der Slawenapostel Cyrill und Method, die aus Byzanz (Konstantinopel bzw. heute Istanbul) kamen, der
Einfluss der
Ostkirche, aus deren Bereich das erwähnte Bleikreuz stammte. Wir müssen annehmen,
dass
schon damals, also etwa zwischen 863 und dem Untergang des Großmährischen Reiches um
905/906, auf dem heutigen Teichgrund östlich des heutigen Bernhardsthal eine Kirche
erbaut worden ist. Ihre Reste mögen nach dem Untergang des Großmährischen Reiches noch
lange sichtbar gewesen sein, sodass die Stelle den Flurnamen „Ödenkirchen”
erhielt und der später hier angelegte große Teich 1570 noch „Kirchteicht”
genannt wurde. Stephan
Wick, dessen Vater 1885 als Gemeindearzt von Bernhardsthal starb,
fand bei einer Suche nicht die geringste Spur der öden Kirche. Vielleicht suchte er aber
auf dem höher gelegenen Gelände südlich des Teiches, während die Reste der Kirche ja im
Teichgrund entdeckt worden sind (Bl. f. Lk. 1893, s. 81). Natürlich ist anzunehmen,
dass
damals bei der Kirche auch schon eine Siedlung bestanden hat. Die Frage aber, ob bei der
deutschen Besiedlung, die nicht lang nach dem Jahr 1000 einsetzte, der Ort Bernhardsthal
ebenfalls an dieser Stelle errichtet wurde oder gleich dort, wo er heute steht, kann
ebenso wenig beantwortet werden wie die, ob die Bernhardsthaler Kirche zuerst in der Flur
„Ödenkirchen” erbaut wurde oder gleich auf ihrem heutigen Platz. Sicher können wir behaupten, dass die heutige Kirche, und zwar das romanische Schiff, in die Zeit um 1200, wahrscheinlich ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Hans Wolf ist der Ansicht, die Pfarre Bernhardsthal sei vermutlich gegen Ende des 12. Jahrhunderts als herrschaftliche Gründung entstanden. Er lässt die Frage, ob die Gründung von der Mutterpfarre Drösing oder Böhmischkrut (Großkrut) erfolgt sei, offen, da es dafür keine urkundlichen Nachweise gibt. Rein gefühlsmäßig ordnet er Bernhardsthal der um 1055 entstandenen Doppelpfarre Gaubitsch-Krut zu. Er spricht aber auch von der Möglichkeit, Bernhardsthal könnte zu jenen Pfarren gehören, die als selbständige Gründungen eigenständig waren und ihre Rechte von keiner der großen Mutterpfarren herleiteten; zu diesen Pfarren zählt er auch Altlichtenwarth, Rabensburg, Zistersdorf, Walterskirchen u. a. => St. Ägid |