Karl Bock wurde am
23.Jänner 1864 in Hoheneich bei Gmünd
(Waldviertel) geboren, studierte in Zwettl, Wien und Hollabrunn, besuchte die Universität
in Wien und wurde hier 1887 zum Priester geweiht. Er wirkte als Kooperator in Feldsberg,
wurde hier 1890 Provisor und in der selben Funktion nach Brunn am Gebirge versetzt. Vom
Dezember 1890 bis 1907 wirkte er als Pfarrer in Kettlasbrunn. Am 21.Jänner 1907 wurde Karl Bock (1907-1938) zum Pfarrer von Bernhardsthal ernannt, hielt am 16. Februar hier seinen Einzug, und am 14. April nahm der Stadtpfarrer von Feldsberg in Vertretung des zuständigen Dechants die feierliche Installation des neuen Pfarrers vor. Da Karl Bock 1906 einen Schlaganfall erlitten hatte und sich nur langsam erholte, wurde ihm der bisherige Provisor Franz Storn als Kooperator belassen. Diesem folgte im Oktober 1907 der Neupriester Robert Werner, der mit dem 1. April 1908 abberufen wurde. Erst im September kam Johann Krtina, der aber schon Ende November 1908 als Kooperator nach Schrattenberg ging. Nach ihm gab es keinen Nachfolger, da ja für Bernhardsthal keine Kooperatorstelle systemisiert war. Am 25. Juli 1909 fand die Primiz des aus dem Hause Nr. 18 stammenden Josef Hlawati statt. Er war der Bruder von Dr. Franz Hlawati, der später Prälat wurde und 1938 das Büchlein über die Geschichte Bernhardsthals herausgab. Im Jahre 1910 besuchte Erzbischof-Koadjutor Dr. Franz Nagl auf der Durchreise Bernhardsthal, nachdem er vorher die neue Katzelsdorfer Kirche besichtigt hatte. Im selben Jahr fand eine Mission statt; seit der letzten im Jahre 1876 waren bereits über 30 Jahre vergangen.
Aufnahmebüchlein 214 der Mathilde Grois (Nr.14) in die Herz Jesu-Bruderschaft Im Jahre 1911 erfolgte die Gründung einer Herz-Jesu-Bruderschaft, und 1912 schuf die Firma Ferdinand Stuflesser in St. Ulrich im Grödnertal, Südtirol, eine Herz-Jesu-Statue, die von Therese Berger Nr. 61 gespendet worden war. Das morsch gewordene Holzkreuz, das Pfarrer Wallon 1821 aus eigenen Mitteln für den Friedhof angeschafft hatte und unter dem er auch begraben lag, wurde im Jahre 1908 durch ein steinernes Grabdenkmal mit einem Kreuz ersetzt, das der Lundenburger Bildhauer Ferdinand Dvorak hergestellt hatte. Die Kosten wurden aus den Geldern der seinerzeitigen Friedhofskreuz-Stiftung Pfarrer Wallons aufgebracht. Schon vom Anbeginn seines Wirkens in Bernhardsthal an bemühte sich Pfarrer Bock wie sein Vorgänger um eine gründliche Renovierung der Kirche. Eine eingehende Besichtigung derselben durch den fürstlichen Architekten Karl Weinbrenner ergab, dass eine solche sehr teuer käme und wegen der feuchten Mauern kaum dafürstehe, denn bald würden dieselben Mängel wieder auftreten. Im Einvernehmen mit Pfarrer Bock schlug der Architekt dem Fürsten, der das Patronat der Kirche innehatte, den Neubau einer Kirche vor. Der Fürst erklärte sich mit dem Vorschlag einverstanden. Pfarrer Bock gründete nun zur Aufbringung eines Teiles der Bausumme (etwa 40.000 Kronen) im Jahre 1911 einen Kirchenbauverein; die Gemeinde stellte in Aussicht, nicht nur die Zufuhr- und Handlangerarbeiten zu übernehmen, sondern einen ähnlich hohen Geldbetrag zu leisten. Der Fürst wollte dann für alles andere aufkommen und die Durchführung des Baues übernehmen. Die neue Kirche sollte im Basilika-Stil erbaut werden, Architekt Weinbrenner arbeitete die Pläne aus und zeichnete den Entwurf der projektierten Kirche, wie er im Bernhardsthaler Hauskalender 1918 Seite 121 und im Gedenkbuch der Pfarre Bernhardsthal (IV. Band, Seite 237) zu sehen ist. Dieser stattliche Bau sollte bereits im Herbst 1914 in Angriff genommen werden, „da kam der Weltkrieg 1914-1918, der den geplanten Kirchenbau zunichte machte”. Pfarrer Bock schreibt in der Pfarrchronik weiter: „Als nach dem Krieg die Tschechen dem Fürsten den Großteil seiner Güter wegnahmen, war auch unser Kirchenbau begraben worden.” Den geänderten Verhältnissen Rechnung tragend, entschloss sich nun Pfarrer Bock nach Einholung der Zusage des Fürsten zur Durchführung der Renovierungsarbeiten. Im Jahre 1923 wurde die Orgel renoviert, und 1925 begannen die Arbeiten am Äußeren der Kirche. Um der Feuchtigkeit entgegenzuwirken, wurden Dachrinnen angebracht und für die Ableitung des Regenwassers Sorge getragen. Zwischendurch erreichte der eifrige Seelsorger Karl Bock, dass 1922 die ersten Ordensschwestern nach Bernhardsthal kamen, um hier in den Wintermonaten einen Handarbeitskurs für schulentwachsene Mädchen abzuhalten. Nach Widmung des Hauses Nr. 21 entstand hier das Kloster St. Martha, mit dessen Bau 1925 begonnen wurde und das bereits 1926 eingeweiht werden konnte. Im gleichen Jahr kam es zur Eröffnung des Kindergartens und 1927 wurde mit einer Koch- und Haushaltungsschule begonnen. Dann kam das Innere der Kirche an die Reihe; im Jahre 1928 wurde der Hochaltar, 1930 der Marienaltar und 1931 der Johannesaltar restauriert. Die Arbeiten wurden von Maurermeister Gessinger aus Rabensburg ausgeführt. Nebenbei liefen seit 1926 die Bestrebungen zur Anschaffung der künstlerisch wertvollen und schönen Kreuzwegbilder. Die Weihe des Kreuzweges nahm Domkapitular Prälat Dr. Franz Hlawati am 22. April 1928 vor. Im Jahre 1927 war die Statue des hl. Josef auf der Evangeliumsseite aufgestellt worden, die aus St. Ulrich im Grödnertal (Südtirol) stammt, und zwar von Ferdinand Stuflesser. Für die Kosten von S 569, kam Anton Wind Nr. 94 auf. Das Bild Maria mit dem Jesuskind, gemalt von dem akademischen Maler Julius Agghazy im Jahre 1890/91, wurde vom Kirchenpatron gespendet und im Mai 1929 aus dem Feldsberger Schloss hierher gebracht. In dieser Zeit der Renovierungsarbeiten befasste sich Karl Bock eingehend mit der Geschichte der Bernhardsthaler Kirche. Schon in dem Bernhardsthaler Hauskalender (1912 bzw. 1913 bis 1920) waren manche Aufsätze aus seiner Feder enthalten. Nun verfasste er gleichsam als Ergebnis seiner Forschungen einen Aufsatz mit dem Titel „Zur Geschichte der Kirche in Bernhardsthal”, der in der Zeitschrift „Kirchenkunst, österreichische Zeitschrift für Pflege religiöser Kunst”, 3, 1931, abgedruckt ist. Für eine gründliche Orgelreparatur und den Einbau eines elektrischen Gebläses erhielt der Orgelbauer Wilhelm Brieger aus Klosterneuburg im Jahre 1932 den Betrag von S 1.691, der von einem Komitee aufgebracht wurde. Schon als mit dem 1.Jänner 1913 das Dekanat Feldsberg geschaffen wurde, erhielt Pfarrer Bock die Ernennung zum 1. Dechant dieses Dekanates. Er blieb auch weiterhin Dechant des 1924 neugebildeten Dekanates Altlichtenwarth, das nach der Abtrennung Feldsbergs mehrere Pfarren dieses Dekanates übernahm. Im Jahre 1933 wurde Dechant Bock, nachdem er schon vorher zum Geistlichen Rat ernannt worden war, noch mit dem Titel Ehrendomherr (Kanonikus) des Metropolitankapitels zu St.Stephan in Wien ausgezeichnet. Schon 1928 hatte der so Geehrte gebeten, ihm das Amt des Dechants abzunehmen, und Pfarrer Jakob Kailich, Hohenau, als Nachfolger vorgeschlagen. Seiner Bitte und seinem Vorschlag wurde mit dem 1.Jänner 1929 entsprochen. Schließlich ernannte die Gemeinde Bernhardsthal ihren verdienten Seelsorger anlässlich seines 70. Geburtstages im Jahre 1934 zum Ehrenbürger von Bernhardsthal. Bei St. Martha fand aus diesem Anlass eine Feier statt, bei der sich auch Mädchenbund und Burschenverein mit einem Geschenk einstellten, in dem sie dem Geehrten eine Kette und einen Ring, beides aus Gold, widmeten. Als Karl Bock zu kränkeln begann, erhielt er den von Pottendorf kommenden Josef Pals (1905 - 1973, Priesterweihe 1930) am 1.8.1935 als Kooperator. Pals ging am 1.Februar 1937 nach Mannersdorf und war später Pfarrer in Angern. Er war sehr beliebt und brachte aus der Industriegemeinde Pottendorf viele Kinder zum Auffüttern nach Bernhardsthal. Sein Nachfolger als Kooperator wurde Hermann Schneider, der dann auch Pfarrprovisor war. Am 22.Jänner 1938, am Tage der Vollendung seines 74. Lebensjahres, starb Karl Bock im 51. Jahr seines Priestertums im Kloster der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Wien VI, Gumpendorfer Straße 108. Am 25.Jänner wurde er in der Ägidiuskirche in Wien VI eingesegnet, nach Bernhardsthal überführt und hier am 26. Jänner um 10 Uhr Vormittag beerdigt. |