Kloster St. Martha

Gründung
Erste Fotos nach der Einweihung
Gründungsausstattung
Haushaltungsschule
Kindergarten
Altersheim
Franz Hlawati über die Unterrichtsanstalt „St.Martha”
Anstaltsleiterinnen

Franz Hlawati über die Unterrichtsanstalt "St. Martha"

Dr. Franz Hlawati

Er übernahm im Jahre 1908 für ein Jahr die Direktion des Mädchenlyzeums bei „Unseren lieben Frau von Sion”.
Von 1919 bis 1940 Superior der Barmherzigen Schwestern in Wien-Gumpendorf, ab 1920 Superior der Kongr. U. l. Fr. v. Sion, Wien VII -
sein Nachfolger in diesem Amt war von 1940 bis 1968 sein Bruder Josef.
Ab 1922 Mitglied des NÖ Landesschulrats, 1934-1938 Landtagsabgeordneter.

Er war mit Katharina Heß verwandt und hatte in St. Martha ein eigenes Zimmer.

 

Franz Hlawati

Die Barmherzigen Schwestern von Wien - Gumpendorf 1832 -1932

S 558 -560

96.

Unterrichtsanstalt „St. Martha” in Bernhardsthal.

Zum ersten Male kamen die Barmherzigen Schwestern in den niederösterreichischen Grenzort Bernhardsthal im Jahre 1922, als über Wunsch des Ortspfarrers Dechant K. Bock für die Dauer der Wintermonate ein Handarbeitskurs für erwachsene Mädchen eingerichtet wurde. Unterkunft der Schwestern und Unterbringung der Anstalt waren möglichst einfach; aber die jungen Mädchen kamen gerne und die Sache lebte sich ein.

Zwei Jahre später teilte die unverehelichte Katharina Heß dem Wiener Mutterhause mit, daß sie bereit wäre, ihr Haus Nummer 60 in Bernhardsthal dem Orden zu überlassen, damit er dort eine Niederlassung errichte und seine karitative Tätigkeit je nach den Bedürfnissen in der Gemeinde einrichten könne. Vielleicht hat Katharina Heß nicht bloß den Barmherzigen Schwestern, sondern auch dem Verein "Weißes Kreuz" in Graz irgendein Versprechen bezüglich ihres Hauses gegeben. Jedenfalls mußten nach ihrem Ableben im Jahre 1925 monatelange Verhandlungen zur Klarstellung der ganzen Angelegenheit geführt werden, die schließlich damit endigten, daß das Institut der Barmherzigen Schwestern das ihm zugedachte Haus erst nach einer Gegenleistung von 5000 S erhalten konnte.

Mutter Gervasia hatte mit Recht die Überzeugung, daß das alte Haus auch den bescheidensten Ansprüchen eines Kindergartens und einer Handarbeitsschule nicht entsprechen würde. Es mußte auf jeden Fall ein Neubau aufgeführt werden. Dieser sollte jedoch so eingerichtet werden, daß er nicht bloß einem gut ausgestatteten. Kindergarten, sondern auch einer den modernen Verhältnissen entsprechenden Koch und Haushaltungsschule mit einem zugehörigen Internate Raum bot. Architekt Hubert Gangl entwarf die Pläne und begann im Herbst 1925 mit dem Bau. Anfangs gab es manche Förderung des ganzen Unternehmens seitens der Bevölkerung, später leider auch manchen Widerstand. Dieser Widerstand war glücklicherweise nicht allgemein und nicht dauernd. An den Einweihungsfeierlichkeiten am 10. Oktober 1926 nahmen alle maßgebenden Persönlichkeiten und die ganze Bevölkerung des Ortes teil. Am gleichen Tage gab auch das erzbischöfliche Ordinariat Wien die Bewilligung zur Errichtung der neuen Ordensniederlassung, zur Zelebretion der hl. Messe und zur Aufbewahrung des Allerheiligsten in der Anstaltskapelle.

Im Kindergarten waren die Anmeldungen anfangs ziemlich zahlreich: die Kleinen hatten auch sehr bald ihre erste Angst überwunden und kamen dann mit wirklicher Freude zu den Schwestern. Allmählich ging jedoch ihre Zahl zurück. Ob das kleine Schulgeld, das die Schwestern zu ihrer eigenen Erhaltung einheben mußten, oder eine Gegenströmung unter den Eltern in der Gemeinde schuld war, ist schwer zu entscheiden. Jedenfalls waren die kleinen Sorgen, die den Schwestern daraus erwuchsen, bald wieder behoben. Die Gemeindevertretung richtete nämlich. an die niederösterreichische Landesregierung das Ersuchen um die Übernahme des Kindergartens in die Landesverwaltung und diesem Ansuchen wurde - schon, mit Rücksicht auf die vorbildliche Einrichtung des Kindergartens - auch stattgegeben. Seit erstem Jänner 1930 hat Bernhardsthal einen niederösterreichischen Landeskindergarten, der wieder gut besucht ist.

Für die Koch und Haushaltungsschule mußte das notwendige Inventar erst beschafft werden; auch die entsprechend vorgebildeten Lehrschwestern für die Anstalt mußte das Mutterhaus erst bereit stellen. Damit wurde die Eröffnung der Schule etwas hinausgeschoben. Die behördliche Zustimmung zur Führung der Koch und Haushaltungsschule wurde am 1. Oktober 1927 gegeben und am selben Tag trafen die ersten Schülerinnen und Internatszöglinge bei "St. Martha" ein. - Die vom österreichischen Bundesministerium für Handel und Verkehr erlassenen Normen für die hauswirtschaftlichen Berufsschulen sehen zwei Typen vor: die eine mit fünfmonatlicher, die andere mit zehnmonatlicher Unterrichtsdauer. "St. Martha" wollte die Zustimmung der Schulbehörden versuchsweise für eine dritte Type erhalten, welche den erweiterten Lehrstoff der zehnmonatlichen Schule bewältigen, den Bedürfnissen der jungen Mädchen aus bäuerlichen Kreisen jedoch dadurch Rechnung tragen sollte, daß die Unterrichtsdauer auf acht Monate (1. Oktober bis 31. Mai) eingeschränkt wurde. Die Mädchen sollten dadurch in der Zeit strenger landwirtschaftlicher Arbeiten nicht vom Elternhaus ferngehalten werden. Der Versuch scheint sich zu bewähren. Die Anstalt erhielt auch für diese eigenartige Einrichtung das Öffentlichkeitsrecht.

Stand vom 1. Jänner 1932: Oberin: Schwester Bathildis Breinhälter, 5 Schwestern. Koch und Haushaltungsschule: 14 Schülerinnen. Kindergarten: 52 Kinder.