Reformation

Im 16. Jahrhundert fand die Lehre Luthers in Niederösterreich Eingang und breitete sich, nach dem Grundsatz „Wessen Herrschaft, dessen Religion” von den Herrschaftsinhabern gefördert, auch in Bernhardsthal aus. Denn seit 1470 hatten die Liechtensteiner, die ebenfalls Anhänger der neuen Lehre waren, hier die Herrschaft inne. Der letzte katholische Pfarrer war Johannes Prumbeß. Dieser gibt am 30. Juni 1530 dem Konsistorium in Wien bekannt, dass die Pfarre 70 Joch eigene Grundstücke besessen und außerdem ein Drittel Zehent in Bernhardsthal und Reinthal bezogen habe. Es dürfte sich auf den ihm zustehenden Zehentteil beziehen, wenn es weiter heißt, er habe nur 1½ Muth (45 Metzen) Weizen, ½ Muth (15 Metzen) Korn, 2 Muth Hafer und 4 Eimer Wein erhalten. Davon müsse er samt einem alten Priester, der schon sechs Jahre keine Messe mehr gelesen hat, leben. (Hk. Beiblatt 1956, Hans Spreitzer, Regesten und Notizen zur Geschichte von Reinthal, S. 20. - Im Wiener Diözesanblatt 1897, S. 165, lautet der Name dieses Pfarrers nicht „Prumbeß”, sondern „Prumb”)

Im Jahre 1544 beklagte sich die Gemeinde Bernhardsthal, dass sie bereits seit zwei Jahren keinen Pfarrer mehr habe; der Patron (Hartmann von Liechtenstein) aber fand, dass dann auch Pfarre und Kirche ihre Einkünfte nicht mehr notwendig hätten, und zog den Zehent, der dem Pfarrer gebührte, und das Kirchenlehen ein. Ausgetretene Mönche und von der Kirche suspendierte oder sonst wie beanstandete Weltpriester gab es damals überall; der Patron ließ einen oder den andern in der Pfarre Bernhardsthal hausen und den Dienst verrichten. Schließlich berief er einfach lutherische Prädikanten. Im Konsistorialprotokoll 1550/56, 76 v findet sich folgende Notiz: „29. 5. 1553, Bernhardsthal: Der Pfarrer von Bernhardsthal soll sich bis Georgi bessern oder die Pfarre räumen.” Leider ist uns nicht bekannt, auf welchen Pfarrer sich diese Weisung bezieht, wir erhalten aber so Einblick in die traurigen Zustände dieser Zeit.

Von 1566 bis 1572 hatte Martin Turca aus Brandenburg die Pfarre inne. Ihm folgte 1573 Ottmar Schilheider, der 1580 zu Feldsberg bei der Visitation angab, er sei 1529 zu Aidenbach in Niederbayern geboren. Von Österreich aus sei er 1573 nach Rostock zur Ordination (Weihe bzw. Einsetzung) geschickt worden. Weil aber Rostock von den fürstlichen Soldaten umgeben gewesen sei, habe man ihn zum Superintendanten Becker nach Güstrow gesendet, wo er ordiniert worden sei. Die Visitatoren zu Feldsberg waren von dem Mann nicht sonderlich erbaut, denn er gebrauchte die Nürnbergische Agenda (Gottesdienstordnung) und besaß nicht einmal eine vollständige Bibel. Auch die Pfarre Katzelsdorf hatte damals einen lutherischen Prädikanten als Pfarrer, nämlich Kilian Meichsner. Von ihm heißt es, er sei Pfarrer und Schulmeister in einer Person gewesen.

Bernhardsthal war nur etwa von 1560 bis 1600 protestantisch. Als nämlich die Liechtensteiner wieder katholisch wurden, „da kannte ihr Eifer keine Grenzen!.” Am 7. März 1612 erließ Maximilian von Liechtenstein ein Pastoralschreiben, in dem er allen Untertanen unter Androhung von Strafen befahl, den Gottesdienst fleißig zu besuchen und diesem bis zum Schluss beizuwohnen.

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