Baugeschichte

Das Kirchenschiff oder Langhaus war ursprünglich zum Großteil ein romanisches Bauwerk, wie die starken Mauern (1,40 m oder 5 Fuß) und die 1960 bloßgelegten romanischen Fenster (2 auf jeder Seite, die heute so schön romanisch aussehenden je 3 Fenster haben damit nichts zu tun, sondern gehören zu einer späteren Ausbaustufe) beweisen, und reicht ins 12. Jahrhundert zurück, also etwa in die Zeit der Erstnennung unseres Ortes. Ob diese Kirche die erste Kirche im Ort war, ist schwer nachzuweisen. Immer wieder wird hiezu die Sage von Ödenkirchen erwähnt.
Bei der neuerlichen Ausbaggerung des Teichgrundes 1990-1992 kamen keinerlei Baureste (mehr?) zum Vorschein. Tatsächliche Fundbeweise für deren Bestand und Lage gibt es erst seit August 2008, als bei der Teichsanierung eine „Mittelalterliche Siedlung mitten im Teich” entdeckt wurde.

Die romanische Kirche reichte vermutlich vom Orgelchor bis zu den zwei Rundsäulen im Presbyterium, sodass das Kirchenschiff etwa 14 m lang und 7,85 m breit war und der Altarraum, der sich daran anschloss, 6 x 6 m umfasste. Die gesamte Länge der Kirche hätte also ursprünglich 20 m betragen. Adalbert Klaar hält es für wahrscheinlich, dass über dem romanischen Presbyterium (Chorquadrat) ein Ostturm bestanden hat.

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Entgegen der älteren Meinung erklärt Adalbert Klaar, dass die romanische Kirche in der Zeit nach 1330 im frühgotischen Baustil umgebaut und zugleich vergrößert wurde, sodass sie schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts so groß war wie heute. Anlass zu diesem Umbau könnte die im Jahre 1328 erfolgte Eroberung Bernhardsthals durch König Johann von Böhmen und die Besetzung Bernhardsthals durch die Ungarn bis 1337 gewesen sein, wobei Umbau eher eine Verniedlichung der Bereinigung von Kriegsschäden ist. Die Kirche erhielt vermutlich damals einen Dachreiter, der die Glocken aufnahm; das Presbyterium hat seit damals einen ⅝-Chorabschluss bzw. einen polygonalen Chor und ein gotisches Kreuzrippengewölbe, das außen durch vier Strebepfeiler gestützt ist. Die Decke des Langhauses dürfte, so wie vorher, wieder eine Holzdecke gewesen sein.

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Dass die Raubritter Dürrteufel und Sokol bei ihren Raubzügen durch Bernhardsthal, 1401 und 1407, gerade die Kirche verschont hätten, ist unwahrscheinlich. Aber auch über den Hussiteneinfall 20 Jahre später gibt es keinen Schadensbericht. 1458, bei der Eroberung des damals Roggendorfischen Bernhardsthal durch Pschenko von Teinitz, einem Gefolgsmann Georgs von Podiebrad, und dem nachfolgenden „ausprennen” der Burg Bernhardsthal hatte gewiss auch die Kirche schwer gelitten.

1470 erwarben die Liechtensteiner Bernhardsthal von den Roggendorfern und waren seither Patron der Kirche. Kriegsschäden 1486 durch die Ungarn und 1529 durch die Türken sind wahrscheinlich. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche wieder instand gesetzt. Man nimmt an, dass damals die Seitenmauern des Kirchenschiffes mit den Mauern des gotischen Presbyteriums auf gleiche Höhe gebracht wurden. Die Decke des Kirchenschiffes blieb weiterhin aus Holz. Das Dach soll mit Schindeln gedeckt gewesen sein. Das Dachreitertürmchen wurde von einem mächtigen Gewölbebogen getragen.

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1560 bis 1600 war Bernhardsthal protestantisch. Es sind keine baulichen Veränderungen aus dieser Zeit bekannt.

Im Sommer 1605 überschritt eine Abteilung Tataren und plünderte eine Reihe von Orten, darunter auch Bernhardsthal. Es wurden von insgesamt 92 Häusern 52 abgebrannt und 36 ausgeraubt. Die Kirche wird nicht unversehrt davongekommen sein.

1645, gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges, brannte Torstenson aus Rache für die missglückte Belagerung Brünns 30 Märkte ab, darunter auch Bernhardsthal mit der Kirche, wobei ohne Zweifel die alte Holzdecke des Langhauses vernichtet wurde. An Kaiser Ferdinand III. schrieb der Fürst Hartmann von Liechtenstein: „ Zu Rabensburg ist die Kirche ganz eingerissen und das Dorf öde, die meisten Pfarrkinder sind durch den schwedischen Einfall und bisher immerfort währenden Kriegsschwallen teils aus höchst dringender Not entlofen, teils abgestorben und verdorben, auch sein außer drei oder vier verarmten Untertanen nicht mehr vorhanden. Die Weingarten sind öde, auf den Feldern ist gar nichts angebaut, Bernhardsthal liegt samt Kirche und Pfarrhof in Aschen.” Nach einem Bericht von Pfarrer Ignaz Bissinger aus dem Jahre 1684 wölbte man die Kirche nach dem Schwedenkrieg notdürftig ein.

1683 äscherte ein großer Brand die Kirche ein. Das Dach, welches damals noch mit Schindeln oder Stroh gedeckt war, samt dem Dachstuhl verbrannte, weiters die ganze Einrichtung der Kirche, mit Ausnahme des Hochaltars, der durch das gotische Gewölbe des Presbyteriums geschützt worden war. Es widerspricht etwas dem Einwölbebericht von Pfarrer Bissinger wenn nur der Hochaltar durch ein Gewölbe geschützt war. Vielleicht aber hielt dieses nur besser. Auch die Glocken, welche sich auf dem zwischen Schiff und Presbyterium ins Dach eingefügten Dachreiter befunden hatten, waren geschmolzen. Fürst Hartmann von Liechtenstein ließ sich als Patron der Kirche nur zur Beistellung von Holz für ein neues Kirchendach und zur Spende zweier neuer Glocken herbei, sodass nur das Allernotwendigste wieder instand gesetzt werden konnte. Erst 1702 bekam die Kirche wieder Kirchenstühle.

Hier hören wir das erste Mal von den Glocken. Das noch brauchbare Metall wurde wieder verwendet, und Fürst Hartmann von Liechtenstein ließ schon 1684 eine Glocke gießen, die noch 1938 als „Elferglocke” diente. Die zweite vom Fürsten 1692 gespendete Glocke war etwas größer und diente noch 1938 als „Zwölferglocke”.

1716 - 1718 führte Pfarrer Karl Friedrich von Gros die Generalrenovierung der Kirche durch. Das Gewölbe des Schiffes wurde ausgebessert und barockisiert, ein neues Schindeldach errichtet, der Dachreiter erneuert und der Boden der Kirche gepflastert. Die Kosten betrugen nach dem Voranschlag 1024 Gulden, für damals eine große Summe.

Die ursprünglich an der Nordseite gelegene Sakristei wurde 1718 auf die Südseite der Kirche verlegt.

1736 Ausbruch der Fenster im Orgelchor, erst 1875 der beiden Fenster unter diesen.

Im Jahre 1761 wurde ein neuer Hochaltar in einfachem Barockstil erbaut.

Im Jahre 1790, wie bis vor wenigen Jahren am Turm lesbar, nahm Pfarrer Heindl den Bau des Kirchturms in Angriff, sodass der Dachreiter abgetragen werden konnte. Das Baumaterial für den Turm stellte der Patron der Kirche Fürst Alois von Liechtenstein bei, die Baukosten bestritt die Gemeinde. Damals wurde das Schindeldach durch Dachziegel ersetzt; dadurch war die Kirche etwas besser vor überspringenden Bränden gesichert.

Im Jahre 1875 wurde der störende Gewölbebogen, der früher den Dachreiter getragen hatte, entfernt und durch einen Gurtbogen ersetzt. Das große Kreuz, das an dem Gewölbebogen befestigt war, konnte im Presbyterium auf der Evangelienseite angebracht werden.

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Die beiden ältesten Kirchenaufnahmen, links um 1895, rechts etwa 1898

1899 Turmhelmrenovierung.

1925 bis 1931 zog Dechant Bock eine Turm-, Innen- und Außenrenovierung durch.

1940 wurden eiserne Fensterrahmen mit Lüftungseinrichtung und Glasmalereifenstern, auf denen christliche Symbole der hl. Sakramente dargestellt sind, angeschafft.

Im Jahre 1956 wurde der Kirchturm einer Renovierung unterzogen, die von Baumeister Karl Buchta, Rabensburg, ausgeführt wurde. Zugleich erhielt der Turm einen eisernen Glockenstuhl

Die 1718 erbaute Sakristei ließ Pfarrer Steffler 1959 vergrößern und ein Stockwerk aufsetzen.

1977 Fassadenrenovierung.

1990 Innenrenovierung.

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