Von den Glocken hören wir das erste
Mal, als beim Kirchenbrand im Türkenjahr 1683 -
bisher galt das Jahr 1684 als Zeit des Brandes - nicht nur der hölzerne Turm, der als
Dachreiter die Glocken trug, vernichtet wurde, sondern auch die Glocken, die in der Hitze
zerschmolzen. Das noch brauchbare Metall wurde wieder verwendet und Fürst Hartmann von Liechtenstein ließ schon 1684 eine Glocke mit 62 cm Durchmesser und 145 kg gießen, welche noch 1938 als „Elferglocke” diente. |
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Das Auftragsschreiben nach einer Abschrift des Liechtenstein-Archivs lautete:
Glockhen Giessers zu Feldtsperg Contract wegen Übergiessung zweyer Gloken zu der
Bernsthaler Khürche |
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Erstlichen sollte Er Maister Glockhen- Giesser zu gemelter Khürchen zwey Gloken giessen, und zwar die grössere von zwey ein halb Centen, die kleinere von anderthalb Centen, warzu Ihme die von dennen alten Gloken zerschmolzene Glockhenspeis der sich 380 lb. befündet naher Feldtsperg überführt werden solle, die übrige abgängige Glockhen- speis aber solle Er Maister sebsten ver- schaffen und Ihme jedes Pfundt newer Materi zu 36 xr von Übergiessung des alten aber von jeden Centen sieben Gulden rh. bezahlt werden und nachfolgende Sachen verschafft werden als Wax..............................3 lb. Spekh............................4 lb. Außgelassenes Inßlet......4 lb. Schmalz........................3 Maß Gehachleten Hanf...........3 lb. Ayer.............................3 Mx Rabenburg ut supra Hartmann Cyprian Mayer Wenzl Klein Gloken Giesser |
Die Aufschriften: „Wenchel Kalin hat mich in Feldtsperk gegossen.” Unter dem Bild der Kreuzigungsgruppe: „Per signum crucis ab inimicis nostris libera nos Deus noster. In nomine Patris et Filii et Spiritus sancti. Amen 1684.” deutsch: Durch das Zeichen des Kreuzes erlöse uns, unser Gott, von unseren Feinden. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Als figuraler Schmuck befindet sich auf der einen Seite der Heiland am Kreuz, darunter Maria und Johannes, auf der anderen Seite Maria mit Krone, umgeben von Blatt-Abdrücken (Mispel). Die Inschrift ist von einem einfachen Ornament eingefasst, am Rande der Glocke sind rundherum Blatt-Abdrücke. |
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Die zweite vom Fürsten gespendete Glocke ist mit 79 cm Durchmesser und 338 kg beachtlich größer und diente noch 1938 als „Zwölferglocke”. Ihre Aufschrift am oberen Hals lautet: „In Honorem St. Michaelis Archangeli et in Honorem Beatae Mariae Virginis in coelos assumptae.” deutsch: Zu Ehren des hl. Erzengels Michael und der Himmelfahrt der seligsten Jungfrau Maria. Unter der Figur der Unbefleckten Empfängnis und des hl. Michael: „Johannes Bapt. Mellack goß mich in Brünn anno 1692.” Auf der anderen Seite das Liechtensteinische Wappen und ein Doppelschild mit heraldischen Emblemen, über dem Wappen die Inschrift: „Dextera Domini exaltavit me.” deutsch: Die Rechte des Herrn hat mich erhoben.
Im Jahre 1733 erhielt die Kirche eine dritte Glocke, die das Geläut vervollständigen
sollte. Sie war dem Kirchenpatron, dem hl. Ägidius, geweiht und trug auch sein Bildnis.
Sie hatte folgende Inschrift: „St. Aegidius, bitte für uns!” und „Ecce
signum crucis, fugite partes adversae! Vicit leo de tribu juda, radix David. Alleluja.” Der im Jahre 1762 mit 22 Jahren verstorbene Bauernsohn Johann Waitzenecker vermachte
der Kirche zur Anschaffung eines Sterbeglöckleins 100 Gulden. Es wurde als vierte Glocke
im Jahre 1761 angekauft. Ihre Aufschrift lautete. Nach der Erbauung des Turmes (1790) übersiedelten diese 4 Glocken in die neue Glockenstube. Im Jahre 1849 gesellte sich noch eine fünfte Glocke dazu, die Wandlungsglocke, gespendet von Josef Hofmeister, fürstlicher Tennsteher und Hausbesitzer Nr. 23. Sie trug oben den Namen des Spenders und seiner Gattin: "Josef und Magdalena Hofmeister", die Reliefbilder des hl. Josef und der hl. Magdalena und am Rande stand: „Mich goß Bartholomäus Kaffel, k. k. Hofglockengießer in Wien. 1849.” Laut einer Aufzeichnung von Pfarrer Bock im Pfarrarchiv gehörten die 4 erstgenannten Glocken der Gemeinde, die von 1849 der Pfarre. Im Ersten Weltkrieg musste die Kirche 1917 die drei kleineren Glocken abliefern; es waren das die Ägidiusglocke aus dem Jahre 1733 mit 81 kg, die Wandlungsglocke aus dem Jahre 1849 mit 68½ kg und die Sterbeglocke aus dem Jahre 1761 mit 24 ½ kg. Die zwei größeren Glocken blieben wegen ihres hohen Alters (1684 und 1692) und ihres künstlerischen Wertes von der Ablieferung verschont. Die versprochene Vergütung von 4 Kronen je kg Material, zusammen 697,30 Kronen, dürfte nie eingelangt sein.
Noch im Mai 1918 kam eine neue Sanktusglocke aus rostfreiem Kriegsmaterial mit 33 cm Durchmesser, gegossen von der Fa. Oktav Winter in Braunau und von einem Wohltäter gespendet (vermutlich von Pfarrer Bock selbst - 160 Kronen) hinzu. Diese Glocke wurde als Sterbeglöcklein verwendet. Pfarrer Kisling schreibt im Pfarrgedenkbuch (IV, S. 393 und 403): „Im Jahre 1942 (14.März) mußten die zwei Glocken trotz ihres Alters abgeliefert werden. Es blieb nur das Sterbeglöcklein auf dem Turme. Im Jahre 1946 fand man die zwei abgelieferten Glocken in Wien in einem Glockenlager, wo sie wegen ihres Alters als äußerste Kriegsreserve aufbewahrt worden waren. Das rasche Eintreffen der Russen verhinderte den beabsichtigten Transport nach Hamburg. Zur Auferstehungsfeier 1946 konnten sie in Bernhardsthal wieder läuten.” Ein Lieferschein über die Rückgabe am 1.2.1946 durch die Fa. Els in Wien XX. befindet sich im Pfarrarchiv. Da unter Pfarrer Steffler im Jahre 1952 abermals eine Sterbeglocke angekauft wurde (Pfarrgedenkbuch IV, S. 414), ist anzunehmen, dass das 1942 verbliebene Sterbeglöcklein gegen Ende des Zweiten Weltkrieges doch noch abgeliefert werden musste und verloren ging. 1956 kam es gelegentlich der Renovierungsarbeiten auf dem Kirchturm zur Anschaffung zweier neuer Glocken. Um das Geld dafür aufzubringen, wurden damals 1.000 Stück Bausteine zu je 50 S verkauft. Bei der Glockenweihe wurde auch die 1953 gekaufte Sterbeglocke geweiht. Sie war dem hl. Josef geweiht. Von den zwei neuen Glocken ist die eine 176 kg schwer und dem hl. Ägidius geweiht, die andere dem hl. Florian und wiegt 187 kg. Das Geläute besteht nun wie vor dem Ersten Weltkrieg wiederum aus fünf Glocken; der Zusammenklang der alten mit den neuen Glocken ist gut.
1983 zeigte sich bei der jetzt als „Elferglocke” verwendeten Glocke aus dem Jahr 1692 ein Riss. Sie stammt vom Glockengießer J. Baptist Mellack, von dem es nur noch zwei weitere Glocken in Österreich gibt. Der Riss wurde 1984 in Nördlingen in Bayern mit einem Spezialverfahren geschweißt. Kosten 47.543,- S, der Transport nach Wien erfolgte durch das Lagerhaus, das Ab- und Aufziehen am 10. April 1984 durch die ÖMV. <= Kirchturm - Innen Turmuhr => |