Geschichte 1370 - 1850

Ob der Teich bei der Ortsanlage um 1100 tatsächlich schon bestand, ist mehr als fraglich, sicher aber kam den ersten Besiedlern das moorastige Tal des Hamelbaches als Schutz gegen Norden sehr gelegen. Vielleicht gab es größere Wasserflächen auf der Fläche des heutigen Kesselteichs. Möglicherweise wurden aber die Bernhardsthaler Teiche in der Welle der großen Teichanlagen durch die Grundherren im 14. Jh. angelegt.

1370

Die erste Nachricht über die Teiche könnte aus der Lehenseintragung des Ladislaus der Hering, Herr der Feste und des Marktes (seit 1370) Bernhardsthal hervorgehen. Im Lehenbuch Herzog Albrechts V.(1397 -1439) wird berichtet: „Lassla Hering hat zulehen die nachgenanten güter. vnd gehöret zu seiner vest Pernsthal. Von erst das Kirchenlehen mit allen eren, nutzen und zugehörung, nichts ausgenommen und auch die manschaft. It. Stokch vnd Galgen, wasser und wismad, holcz, Awe, vischwasser mit allen zugehören, nicht ausgenommen, als es dann von alter vnd gut ... herkomen ist. ...”. Da hier zwischen „wasser” und „vischwasser” (welches sich in anderen Urkunden immer auf die Fischgründe in der Thaya bezog) unterschieden wird, so muss mit „wasser” etwas anderes gemeint sein, vielleicht die Teiche. Genau lässt sich die Eintragung nicht datieren, erfolgte aber sicher vor 1423. In diesem Jahr wurde Jörg Rukchendorffer (Georg von Roggendorf) mit Bernhardsthal belehnt.

1458

Die erste dedizierte Nachricht über unsere Teiche stammt von dessen Söhnen. Wolfgang von Roggendorf kaufte seinen Brüdern ihren Anteil am Besitz in Bernhardsthal ab. In diesem Kaufvertrag vom 8.Juli 1458 ist unter anderem „waid, teicht, teichtstet, holzcer, vischwasser, vischwaid” angeführt.

1470

Wolfgang von Roggendorf, der aus strategischen Gründen die Feste Bernhardsthal im August 1458 selbst zerstören ließ, verkaufte am 5. November 1470 Bernhardsthal an Heinrich von Liechtenstein. Im Kaufvertrag finden wir die nächste, diesmal schon genauere Erwähnung unserer Teiche: „mein geslos zu Pernharttstal mit allen Zugehörung, mitsambt dem markcht daselbs, ... drey teycht mit allen teychtsteten daselbs, ... vischwayd auf der teya daselbs ...”.

1570

Die nächste Erwähnung, schon mit näherer Bezeichnung, finden wir im Liechtensteinschen Teilungsvertrag vom 10. August 1570 unter Bernhardstall:
„Item Garttnzins vnndter dem Reintaller Teicht, hinder dem Aigen, hindter dem Kirchteicht,....”. Im dritten Teil des Vertrags: „Item taill ich hieheer die Zwen Teicht zu Bernhardsthall der Ain der Kößl, der annder der Kirchteicht genannt. Darein man aufs Streckhen bey Zwayhundert schockhen setzt. Der Bernhardstaler vnnd Köslteicht, Ist angeschlagen auff Zwayhundert schockh einsatz. Davon den dritten thaill abgezogen, Resst Ainhundert vierunddreissig schockh, das schockh angeschlagen Per dreissig khreuczer, Thuet sibenundsechzig gulden, das Pfundt gellts Per Zwenvnnddreissig gulden, Thuet Zway Tausennt Ainhundertvierundvierczig gulden.”

Im „Kätzltorffer Teicht” sind in der gleichen Quelle aufs Strecken 60 Schock, im „Pottendorfer vnnd Wolfsteicht” zusammen 210 Schock. Unter Entzesprun ist der Hamelteich angeführt: „...Taicht, daselbst anrainendt, genannt der Talckensee, darein man aufs streckhen bei Sechczig schocken setzt.” In der Teicht-Zusammenfassung wird auch noch der "Paumbgartner Teicht" genannt.

Auffallend ist, dass der Reintaller Teicht, eigentlich der obere Bernhardsthaler Teich, nur als Lagebezeichnung und nicht als Teilungsgut angeführt wird.

1644

Aus dem am 15. Febr.1644 abgeschlossenen Urbar, der Beschreibung „Aller Herrlichkeiten, Einkommen und Nutzbarkeiten” des Fürsten von und zu Liechtenstein erfahren wir unter dem „Dorff Bernhardsthall” erstmals Besetzungszahlen:

„Teücht: Der ober Bernhardsthaller Teücht bedarf zur Besetzung 100 Schock Bruth, der unter Bernhardsthaller Teücht würd besetzt mit 200 Schock Bruth.” Weiters sind angeführt „Gärtl enhalb des Keßl-Teucht”.

1700

Kosten-Nutzenrechnung in Gilden (fl) und Kronen (kr)

Jahr Teich Roheinnahme Unkosten Reineinnahme
1698 Oberer Bernhardsthaler 990 fl 42 kr 192 fl 798 fl 42 kr
1700 Oberer Bernhardsthaler 598 fl 56 kr 154 fl 444 fl 56 kr
1704 Oberer Bernhardsthaler 824 fl 38 kr 18 fl 38 kr 806 kr
1708 Unterer Bernhardsthaler 2009 fl 13 kr ? ?

Die Zahlen aus Knittler: „Nutzen - Renten Erträge” schauen nach einem guten Geschäft aus.

Theresianische Fassion 1750/51

Herrschaft Rabensburg: Besatzzahlen, jeweils Schock, der Abwachsteiche Streckteiche:

Unterer Hohenauerteich 650, Franzteich 400, Mittlerer Hohenauerteich 600, Katzelsdorfer Teich 300,

Lichtenwarther Teich 50, Wolfsteich 500, Oberer Bernhardsthaler 60, Baumgartner Teich 400,

Unterer Bernhardsthaler 160, Schrattenberger Teich 600, Rabensburger Schlossteich 200.

Aus diesen Besatzzahlen lassen sich gut die Größenunterschiede der damaligen Teiche erkennen.

1787

Nächst erwähnenswert scheint mir die Josefinische Fassion von 1787, die eine ausführliche Zusammenstellung aller Fluren mit Name und Lage enthält. Darunter: „Herrschaftlicher Teuch, der obere genannt, so als Wiesen fatiert wird, selber eingetrocknet werden kann.” und „Herrschaftlicher Teuch, der Kessel Teuch genannt, wird niemals besetzt, weil wegen des augehenden schwefelichten Wassers die Fische allzeit aufstehen, und kann auch mit keinem ander Erträgnis fatiert werden, weil selber nicht abgelassen werden kann und ein purer Sumpf verbleiben muß; mißt 21 19/64 Joch 15 Quadratklafter” sowie „Herrschaftlicher Teuch, an die Sandlehen anstoßend, der untere Teuch genannt, als Acker fatiert, sandiger Grund” (fatiert=als Abgabengrundlage bewertet).

In der Bezirksbeschreibung: „Bernhardthal liegt ober dem Teich....Die Teiche bei Bernhardsthal, Rabensburg und Hohenau haben einen schlammigen Grund und nur für das Vieh genießbares Wasser. Die Tiefe beträgt einen Klafter....Der bei Bernhardsthal überschwemmt die Gegend auf eine halbe Stunde bis an die Theya, wenn sie abgelassen werde. Die Dämme sind gut...”

Zu dieser Zeit gibt es auch die erste kartenmäßige Erfassung der Teiche. Der obere Teich reicht weit in Richtung Reintal. Zwischen Kesselteich und unterem Teich besteht ein langer Dammweg.

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1813

Auf der nächsten Karte, der franziszeischen Aufnahme von 1813 fehlt der Kesselteich und der untere Teich, der Franzensteich aber ist (auf dem nach oben folgenden Kartenblatt) als „Bernsthaler Teich” bezeichnet. In der Karte gibt es aber mehrere „Unreinheiten”, so sind die 3-Berg (=Hügelgräber) als 3 mächtige Hügel eingezeichnet. Der Kartenstecher übernahm die Daten aus einem Bereitungsbuch, bei dessen Interpretation leicht lokale „Unreinheiten” auftreten können. Auffallend sind die 2 Brücken über das Bachgelände in Richtung Lundenburg.

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1838

Dass aber der Teich sehr wohl bestand, entnehmen wir den Aufzeichnungen des Pfarrers Karl Konall im Pfarrgedenkbuch:

„Im Anfange des Mai-Monats im Jahre 1838 wurde mit dem Bau der Ferdinands-Nordeisenbahn in dem hiesigen Burgfrieden das Beginnen gemacht. Vorauszusehen war es, daß ein so schwieriges Terrain, wie das hierortige, wegen der Niederungen im Teiche, denen füglich nicht auszuweichen war, viele Arbeit und bedeutenden Kosten-Aufwand veranlassen würde. Und war nun wirklich der Fall. Um die Niederung über den Teich hinüber, so wie es die Notwendigkeit erheischte, aufdämmen zu können, mußte der Teich entwässert und trockengelegt werden; wofür der fürstliche Herrschaftsbesitzer eine Vergütung von 8000 fl. C.M. angesprochen haben soll. Im Monate Juli sind die Erdarbeiten in Angriff genommen worden. Außerhalb des Ortes waren diese großenteils vollendet, indem einige hundert Arbeiter, die aus allen Gegenden herkamen, seit dem Monat Mai damit beschäftigt waren. Daß während dieser Zeit das sonst so stille Dorf zu einem Tummelplatz umgeschaffen wurde, läßt sich wohl denken.

Ein Erddamm von fünf Klaftern und einigen Schuh Höhe erhob sich allmählich aus der Fläche des Teichs empor. Die Erde zu diesem Damme, welche gemäß Kontrakt mit der Herrschaft aus dem Teichgrund ausgehoben worden ist, wurde mittels Wägen auf den Schienenweg zusammengeführt. Mehrer hundert Bespannungen des hiesigen und der benachbarten Orte wurden täglich, durch beinahe fünf Monate dazu verwendet. Es kam dadurch auch ein schönes Stück Geld unter die Leute. .....

Die Erdarbeiten über den Teich sollen bei 60.000 fl. C.M. und der Wasserdurchfluß samt beiden Durchfahrtstoren bei 100.000 fl. C.M. Kosten veranlaßt haben.

Als man die Erde aus dem Teichgrund, in der Gegend der Sandlehen, herausgehoben hatte, wurden zuerst einzelne, sodann viele hundert Totenschädel und Menschengebeine ausgegraben und in hastiger Eile samt der Erde nach dem Schienenweg geführt, auch hin und wieder zerstreut. Es kam ferner während der Abgrabungen festes Gemäuer, an welchem man die Überreste eines stattlichen Gebäudes erkennen konnte und ein schöner noch wohl erhaltener Wasserbehälter von behauenen und verkitteten Steinen zum Vorschein. Auch ein Geschirr (Vase) von Graphit, in der Größe eines österreichischen Metzens, wurde ausgegraben, aber im Augenblicke der Auffindung durch einen mutwilligen Burschen mit dem Grabscheit zerschlagen. Endlich wurden auch einzelne Kupfer- und Silbermünzen gefunden, welche von dem Baupersonale sogleich in Beschlag genommen wurden. Im Spätherbst und im Frühjahre wurden die Schienen gelegt und Ende Mai 1839 der Bau vollendet.

Am 6.Juni 1839 erschien der erste Dampfwagen auf der hierortigen Bahnstrecke und am 9. Juni 1839 ist die Bahnstrecke von Wien bis Brünn vormittags mit fünf Wagenzügen, worauf sich mehr als tausend Personen befanden, eröffnet worden.”

Soweit der Bericht des Pfarrers Konall.

1840

Im 1840 erschienen Bericht des kontrollierenden Ingenieurs Paul Stopfl über die Kaiser Ferdinands-Nordbahn liest sich der Abschnitt Bernhardsthal wie folgt:

„Höchst imposant ist der Durchgang durch den, unterhalb dem Dorfe Bernhardsthal gelegenen, und nach ihm benannten großen Fischteich. Dieser Durchgang wurde mittels eines 370 Klft. langen, über 30 Fuß hohen Dammes bewerkstelligt. Es waren zur Erbauung desselben 17.000 Kub. Klft. Erde nöthig welche theils aus der zunächst befindlichen Einschneidung, theils aus eigens dazu eröffneten Materialplätzen, und zum Theil dadurch gewonnen wurden, daß der Direkzion von Seiten des Eigenthümers gestattet wurde, den schon sehr verschlämmten Teich, nachdem er trockengelegt war, um 3 Fuß zu vertiefen. Wenn dadurch die Herstellung des Dammes schon sehr erleichtert wurde, so war dies noch mehr der Fall bei der Erbauung der, in der Mitte des Teiches befindlichen Brücke, welche dazu dient, die Verbindung zwischen beiden Teichabschnitten, zum behufe der Fischerei herzustellen.

Diese Brücke besteht aus drei verschiedenen Öffnungen, deren mittlere 6 Klft., jede der beiden Seitenöffnungen aber 1 ½ Klft Weite haben. Die Fahrbahn ist, wie bei allen Brücken für die einfache Bahn, sammt den Stirnmauern 15 Fuß. Der mittlere Bogen ist nach einer Ellipse gekrümmt und am Schlusse 2 ½ Fuß dick. Die zwei Mittelpfeiler sind 7 Fuß, die beiden Stirnpfeiler 5 1/4 Fuß dick und letztere, sowie die Flügelmauern, mit inneren Strebepfeilern verstärkt. Die 4 geböschten Flügelmauern haben jede eine Länge von 8 ½ Klft. und eine mittlere Dicke von 6 Fuß. Das Mauerwerk, sowohl der Pfeiler, als auch der Flügel, ruht auf einem Pilotenroste und ist unten, bis auf die Höhe des Wasserspiegels mit Steinen armirt. Es besteht aus Ziegeln, ist ohne Verputz und mit verbrämten Fugen angelegt.”

 

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Die Begeisterung über die neue Bahn brachte uns auch die erste Darstellung Bernhardsthals mit Teich und Brücken in 1840 erschienenen kolorierten Ansichten der Ferdinands-Nordbahn. Der Zeichner dürfte leider selbst nicht hier gewesen sein, er hätte sich die drei Brückenbögen sicher nicht entgehen lassen.

Auch in der überarbeiten Karte von 1840 ist zwar die neue Bahn, nicht aber das Gewässer eingezeichnet. Nur der obere Teich ist enthalten, obwohl er nach Zelesnik nach 1780 nicht mehr bestand.

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1850

Der gestiegene Verkehr machte die Verlegung eines 2-ten Geleises notwendig. Westlich des bestehendes Geleises wurden Damm und die drei Brücken verbreitert. Dieser Zubau ist bei der mittleren Brücke noch heute erkennbar. Die notwendige Grundfläche war schon beim Bau 1838 erworben worden. Die Eröffnung erfolgte 1851.

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