Fronleichnam

Fronleichnam war im Jahresablauf immer eines der eindrucksvollsten Feste und forderte auch von den Pfarrangehörigen einige Mitarbeit.

Historisches aus dem Gedenkbuch:

Ein Fronleichnamsaltar ersetzt 1911

Bisher waren die vier Altäre, bei welchen während der Fronleichnamsprozession die Evangelien gesungen und der Segen gegeben wird, an folgenden Stellen unseres Ortes errichtet: Der erste Altar bei Haus Nr 104 (gegenwärtig dem Franz Schmaus gehörig), der zweite bei Haus Nr. 59 (gegenwärtig dem Johann Schlechta gehörig), der dritte bei Haus Nr. 86 (gegenwärtig dem Anton Kostial gehörig), der vierte war bei der Johannes-Statue, vis-a-vis der Kirche.

Weil vom ersten bis zum zweiten Altar ein zu großer Zwischenraum war, weil der vierte Altar der Kirche zu nahe, und überdies die Kirchenväter und die Mesner, welche das Aufstellen des Altares bei der Johannesstatue besorgt hatten, am Fronleichnamstage ohnehin anderwärtig beschäftigt sind und zu tun haben, so strebte ich eine Versetzung des letztgenannten Altares an. Der Eigentümer des Hauses Nr.2, Wirtschaftsbesitzer Jakob Weilinger, war über mein Ersuchen gerne bereit, den Altar zu übernehmen. Daher ist seit anno 1911 die Reihenfolge der Fronleichnamsaltäre folgende:

Erster Altar bei Haus Nr. 104
Zweiter Altar bei Haus Nr. 2
Dritter Altar bei Haus Nr. 59
Vierter Altar bei Haus Nr. 86

Im Jahre 1911 (am 15. Juni) mußte wegen des regnerischen, kühlen Wetters (ich ließ mir im Zimmer einheizen) die Fronleichnamsfeier in der Kirche abgehalten werden.

Ich bemerke noch, daß sich der Fronleichnamsumzug im Ort folgendermaßen bewegt: Von der Kirche in die obere Gasse, an der Südseite derselben hinauf, (bei Haus Nr. 2 wird gewendet), dann die obere Gasse (Nordseite) herunter, an den Häusern Nr. 18, 19, 20, 60, 59 vorbei zur Hauergasse, dann diese entlang bis zu ihrer Einmündung in die lange Gasse, weiters die lange Gasse herab und wieder zur Kirche zurück.

Die Ordnung beim Zuge ist: Voran das Kreuz, dann die Schulkinder, die Burschen, Musikkapelle, Feuerwehr, der Sängerchor, die weißen Mädchen. Dann der celebrierende Priester mit dem Sanctissimum unter dem Baldachin. Mitglieder der Gemeindevertretung tragen den Baldachin und die Laternen und Fackeln. Hinter dem Baldachin schreiten etwaige Honoratioren und das Volk, zuerst die Männer, dann die Frauen und Mädchen.

Die Straßen, in welchen sich die Fronleichnamsprozession bewegt, sind mit Blumen und Gras bestreut, die Kirche mit frischem Laub geschmückt, ebenso die Altäre. Das Eichenlaub läßt die Gemeinde aus dem Walde holen.

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Machtergreifung der Nationalsozialisten und Schaffung v. Großdeutschland

Diese historische Ereignis sei in dieser Chronik nicht als Politikum, sondern nur insofern erwähnt, als es einschneidende Änderungen im kirchlichen Leben dieser Pfarre mit sich brachte. Hier die einzelnen Verordnungen in chronologischer Reihenfolge:

10) Verbot der Teilnahme v. Behörden bei kirchl. Veranstaltungen. (Runderlaß des Reichsmin. für Inneres v. 16. IX. 1938) Es hörte danach die seit Menschengedenken immer gewesene Teilnahme der Gemeindevertretung an der Auferstehungs- und Fronleichnamsprozession auf. Andere Männer haben sich freiwillig gefunden für den Ehrendienst beim Allerheiligsten.

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Fronleichnam 1941

Über die Abhaltung des Fronleichnamstages wurden folgende staatl. Verordnungen erlassen:

1) Die Prozession ist in der hergebrachten Weise erlaubt.
2) Durchgangs- und Verkehrsstraßen dürfen nicht von der Prozession berührt werden.
3) Durch die Verlegung der Prozession in Nebenstraßen darf der Weg derselben nicht länger werden als bisher üblich war.
4) An Öffentlichen Gebäuden der Partei oder ihrer Gliederungen darf die Prozession nicht vorbeigeführt werden.
5) Fahnen kirchlicher Vereinigungen dürfen nicht mitgetragen werden.
6) Das Tragen von Abzeichen oder von einheitlicher Kleidung kirchl. Vereinigungen oder sonstiger Teilnehmer an der Prozession (Kinderkleidung) ist verboten.
7) Das bestreuen des Weges mit Gras, Laub oder Blumen, dann das Aufstellen von Birkenstämmchen, Stauden, Reisig u. dgl. ist verboten.

Der Fronleichnamstag mußte als Werktag begangen werden. Die Feier wurde auf Sonntag verschoben. Auf Grund obiger Vorschriften wurde keine Prozession abgehalten. Dafür wurde ein Anbetungstag gehalten.

1942 - Park um die Kirche

Der Platz um die Kirche, ehemals Friedhof, später als Turn- und Tummelplatz von Kindern benützt, wurde zu einem Park umgestaltet mit der Absicht, daß einmal die Fronleichnams- und Auferstehungsprozession abgehalten werden kann.

 

Der Umzug

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Fronleichnamsprozession, wahrscheinlich 1913, vor dem noch strohgedeckten Haus Nr.15 - der spätere Neubau wies die Jahreszahl 1927 auf - und Nr.16. Auf der Straße ist die Blumenstreuung gut zu sehen.

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Fronleichnam vor dem Gasthof Weinberger um 1935. Der westlichste Altar war vor dem Haus Nr.2. Die anderen vor 104, 59 und 86.

 

Die Altäre

Bei Bohrn Nr.2, etwa 1963,

vorher war der Altar bei der Haustür aufgestellt. Später wurde er ohne Baldachin bei der Gemeinde verwendet.

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Bei Schmaus/Tanzer Nr.104

Teile des Altars, dessen Ausstattung je nach Türveränderung auch geändert wurde, befinden sich im Heimatmuseum Bernhardsthal

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Kostial Nr. 86, der Altar wurde später bei Janka Nr. 89 aufgestellt.

Hier mit Erika Andjel, um 1935

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Schweng Nr. 59

Von diesem Altar ist mir leider kein Bild bekannt.