Kreuzwegbilder

Auf Grund einer testamentarischen Verfügung der im Jahre 1828 ledig verstorbenen Maria Hrab sollte der Erlös vom Verkauf ihres Hauses (Nr. 126) zur Anschaffung von Kreuzwegbildern für die Kirche verwendet werden. Der Zistersdorfer Maler Josef Radhammer erhielt 1830 den Auftrag, sie zu malen, und bekam dafür 345 Gulden Wiener Währung, der Tischler für die Rahmen 35 Gulden. Die Bilder waren zwar keine besonderen Kunstwerke, bildeten aber immerhin durch fast hundert Jahre den hauptsächlichsten Schmuck der Kirche. Hiezu ein bemerkenswerter Streit, zitiert nach den Regesten zur Geschichte der Pfarre Bernhardsthal:

Im Jahre 1828 starb in der Pfarre die Kleinhausbesitzerin Anna Hrabin. Sie vermachte ihr halbes Haus zur Errichtung eines „Kreuzganges”. Es wurden vorerst Stationsbilder angeschafft und der Restbetrag zur Dotierung der Kreuzwegandacht an den 6 Fasten-Sonntagen bestimmt. Das Stiftkapital betrug 135 Gulden C.-M., von dessen Interessen der Pfarrer 6 Gulden C.-M., der Regens chori 1 Gulde 57 kr. erhalten sollte. Das Konsistorium genehmigte diese Stiftung, nicht aber die Regierung, die sich darauf berief, daß die Kreuzwegandachten durch die Gottesdienstordnung vom Jahre 1786 verboten sei. Wohl machte das Konsistorium dagegen Vorstellungen, da ja seit dem Jahre 1786 wieder manches erlaubt sei, was damals verboten war, da diese Andacht besonders in Ehren gehalten werde, die Frömmigkeit befördere und überdies erst nach der Christenlehre gehalten werde. Die Regierung hingegen erwiderte, daß es sich ja gar nicht um eine Andacht handle, sondern nur ein "Kreuzgang", also die Errichtung von Stationen in der Intention der Stifterin gelegen sei. Wohl wies hingegen das Konsistorium nach, daß diese Andacht schon seit 2 Jahren in Bernhardsthal in Übung sei, ja eine gewisse Magdalena Jarritz habe im Jahre 1832 sogar 40 Gulden zur Beleuchtung der Stationen gestiftet. Wohl suchte dasselbe von den Testamentszeugen, es war ein mündliches Testament, die Intention der Stifterin zu erforschen. Leider konnten diese keine präcise Antwort geben. Darum ersuchte das Konsistorium die Regierung, selbst möge eine Entscheidung von Seite der Hofstelle bewirken. Allein da die Regierung auch dies verweigerte, so behielt das Konsistorium die Stiftbriefe vor der Hand unerledigt zurück, bis einmal eine Entscheidung von der Hofstelle herabgelangt sein würde.

Erst im Jahre 1842, als die Kirchenvorsteher von der Staatsbuchhaltung wegen der Stiftungsfassion gedrängt, um eine definitive Entscheidung beim Konsistorium in dieser Angelegenheit ansuchten, ward der Consens ertheilt, da überhaupt seit dem Jahre 1837 das Verbot der Kreuzwegandachten sistirt sei.

Im Jahre 1926 entschloss sich Pfarrer Bock zur Anschaffung eines neuen Kreuzweges und hatte nach eigenen Angaben eher Kopien eines bekannten Kreuzwegs im Sinn. Er nahm, über Vermittlung der fürstlichen Baukanzlei, mit Professor Rudolf Bacher von der Akademie der bildenden Künste in Wien Verbindung auf, und dieser besichtigte die Bernhardsthaler Kirche. Es wurde folgender Plan festgelegt: „Meisterschüler der Akademie sollten unter der Aufsicht Professor Bachers die Bilder entwerfen und ausfertigen, jedoch so, daß jeder der jungen Künstler eine gewisse Freiheit in Komposition und Farbe behielt. Es entstanden auf diese Weise vierzehn Kunstwerke, in manchen Dingen voneinander verschieden, in der Hauptsache ein Ganzes.” (Franz Hlawati, S. 96.) Nicht weniger als die Schaffung eines neuen richtungweisenden Stils für dieses Thema war beabsichtigt und wurde auch von der Öffentlichkeit so gewürdigt.

Die 14 Kreuzwegbilder wurden in den Jahren 1926 bis 1928 auf der Akademie der bildenden Künste in Wien unter der Leitung des Professors Bacher durch folgende junge Akademiker gemalt:

Anton Babion, *1896 in Wien, †1989 in Schliersee/Bayern (1. Station)

kw1.jpg (54180 Byte)

kw01det.jpg (98425 Byte)

In diesem Detail ist die Goldprägung des Hintergrunds besonders gut zu sehen

kw01det2.jpg (73588 Byte)

Otto Borovsky, *1904 in Hartberg, Stmk. (4. Station)

kw4.jpg (32130 Byte)

Hermann Rudolf Eisenmenger, * 1902 in Piski in Siebenbürgen †1994 in Wien (5. und 13. Station)
                       1939-45 Präsident des Wr. Künstlerhauses,
                       Werke: u.a. Eiserner Vorhang der Wr. Staatsoper, 1955

kw5.jpg (41193 Byte) 

 kw13.jpg (58210 Byte)              kw13det1.jpg (65864 Byte)

Othmar Peter Hartmann, *1898 in Wien, †1973 Langen/Vlbg. (6. Station)

kw6.jpg (42464 Byte)

Edmund Hoyer *1893 in Steyr/Oö. (3. und 10. Station)

kw3.jpg (47534 Byte)  kw10.jpg (41272 Byte)

Alfred (Frederic) Krenz, *3. Mai 1899 in Wien, †1980 Südafrika (11. Station)

kw11.jpg (51554 Byte)   kw11det1.jpg (64333 Byte)

Alfred Mieses, *1902 in Wien (9. und 12. Station)

kw9.jpg (43857 Byte) kw12.jpg (43821 Byte)

Ernst Müller, *1903 in Wien (14. Station)

kw14.jpg (65294 Byte)   kw14det1.jpg (52475 Byte)

Karl Sraib, *1898 in Wien (8. Station)

kw8.jpg (38447 Byte)

Josef Steps, *1900 in Graz (2. und 7. Station)

kw2.jpg (46299 Byte)    kw02det1.jpg (65565 Byte)

kw7.jpg (29541 Byte)

 

Für das Malen zahlte Pfarrer Bock S 4.200,-. Die Rahmen und die Vergoldungsarbeiten besorgte Karl Sommer, Wien . Der Entwurf der Rahmen stammt von Professor Bacher sie kamen zusammen auf S 1.000,- zu stehen. Der fertige Kreuzweg wurde ab 27. März 1928 in der Akademie der bildenden Künste ausgestellt. Die Ausstellung wurde auch von Bundesskanzler Dr. Seipel und Kardinal Piffl besucht, und die weite Öffentlichkeit, insbesondere in Wien, nahm Kenntnis von dem, was für die einfache Pfarrkirche auf dem Lande geschaffen worden war. Die feierliche Einweihung durch Prälat Dr. Franz Hlawati erfolgte am 22. April 1928.

 

<=  Kanzel     Fußboden  =>