Bitterling     Rhodeus sericeus

Bewohnt die Tümpel, Teiche und Altwasser Mittel- und Osteuropas sowie Westasiens; Länge 5-9 cm; Schuppenkleid oberseits grüngrau, seitlich silbrig, blau schimmernd mit grünem Längsstreif, unterseits gelblichweiß; das Männchen trägt ein farbenprächtiges Hochzeitskleid, erglüht in allen Regenbogenfarben, ist stahlblau und violett am Rücken, smaragdgrün an den Seiten, orangegelb an der Brust, rot an den Flossen und trägt weiße Warzen auf der Oberlippe und am oberen Rand der Augenhöhlen; die Gestalt ist karpfenartig, der Kopf kurz, das Maul klein, das Auge groß, der Rücken hoch, die Rücken- und die Afterflosse gut entwickelt, die große Schwanzflosse gut geschweift.
Der Bitterling lebt in seinem Verbreitungsgebiet in verschlammten Ausbuchtungen der unteren Flussabschnitte, in alten Flussarmen, verkrauteten Weihern sowie in Tümpeln. Zur Fortpflanzung, in der Zeit von April bis August, benötigt der Bitterling das Vorhandensein der Teichmuschel (Anodonta) oder der Flussmuschel (Unio). Die Laichprozedur beginnt, indem das Männchen eine Muschel auswählt und weitere Männchen sowie unreife Weibchen aus seinem Territorium vertreibt. Mit einem komplizierten Ritual werden anschließend die geschlechtsreifen Weibchen zur Muschel gelockt. Die Weibchen entwickeln in dieser Zeit hinter der Afteröffnung eine 5 - 6 cm lange Legeröhre, mit deren Hilfe sie die Eier durch die Afteröffnung der Muschel in den Kiemenraum einführt.

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Von dort fallen die einzeln oder paarweise ausgestoßenen Eier in den Kiemengang der Muschel und verfangen sich schließlich in den Kiemenfächern. Gewöhnlich wiederholt sich die Eiablage mehrere Male, bevor das Männchen seine Milch über die Atemöffnung der Muschel ergießt. Zusammen mit dem Atemwasser werden schließlich die Samen von der Muschel eingesaugt, so dass es im Kiemenraum zur Befruchtung der Eier kommt. Bis zu fünfzig Eier verteilt das Bitterlingsweibchen auf mehrere Muscheln, und man hat fast die gleiche Anzahl schon in deren Kiemen gefunden. Ein und dieselbe Muschel wird also sicherlich von verschiedenen Weibchen mit Eiern bedacht. Die Eiablage kann bis 200 Eier umfassen, die während ihrer ganzen Entwicklung (15 - 20 Tage) zwischen den Kiemenblättern der Muschel haften. Die Muschel versucht natürlich, sie baldigst loszuwerden und aus den Kiemen zu pressen. Die kleinen Kerle aber haben hinter dem Kopf ein Sperrhöckerchen und vermögen sich leicht festzuklemmen. Erst 2 - 3 Tage nach Aufbrauchen des Dottersackes schmilzt dieser Höcker ein, und der Jungfisch schlüpft aus dem Kloakenschlitz ins freie Wasser. Die Bitterlinge sind kurzlebige Fische mit einem Höchstalter von 5 Jahren. Die früher großen Bestände der Bitterllinge gingen stark zurück, da mit zunehmender Wasserverschmutzung vor allem die zur Fortpflanzung wichtigen Bestände der Muscheln abnahmen.
Doch nicht nur durch seine Brutpflege wurde der Bitterling berühmt. Die Forscher haben festgestellt, dass die Legeröhre des Weibchens auch außerhalb der Laichzeit sofort wachsen beginnt, wenn man den Harn schwangerer Frauen in das Aquarium schüttet. Auf diese Weise ist es den Ärzten möglich, eine Schwangerschaft schon sehr frühzeitig nachzuweisen.

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Kennzeichen: Körper von geringer Größe. Männchen zur Laichzeit bunt und mit Laichausschlag.
                     Weibchen zur Laichzeit mit langer Legeröhre. Schlundzähne einreihig 5-5. L.l. 34-48
Größe: 5-8 (- 10) cm
Flossenformel: D 3/8-1 1; A 3/8-10; P 1/10-1 1; V 2/6-7; C 19
Laichzeit: April bis August
Laichsubstrat: Laicht in Teich- oder Flussmuscheln ab
Fruchtbarkeit: 40-200 Eier
Nahrung: Plankton und kleine Wirbellose
Verbreitung: In Europa nördlich der Alpen. Fehlt in Skandinavien und im größten Teil Großbritanniens.
                    Im Westen bis zum Rhonegebiet, im Osten bis zur Kaspisee verbreitet.