Bewohnt West-, Mittel- und Osteuropa einschließlich der Friesischen Inseln und Helgoland, ferner die Balearen, Korsika, Sizilien, Italien, Kreta, Madeira, die Azoren und die Britischen Inseln, wurde in Australien, Neuseeland und vielen anderen Inseln eingeführt; Länge 42-44 cm, Schwanz 6 cm; Pelz grau, oberseits ins Gelbbraune, im Nacken ins Rostrote, an der Brust ins Rotgelbe, an den Seiten und den Schenkeln ins Lichtrostfarbene spielend, unterseits und an der Innenseite der Läufe weiß, am Schwanz oben schwarz, unten weiß; unterscheidet sich vom Feldhasen abgesehen von der geringeren Größe vor allem dadurch, dass bei ihm der Rumpf, der Kopf, die Ohren und die Beine wesentlich kürzer sind; aus dem schwarzen Spitzenfleck der Hasenohren aber ist bei ihm ein schmaler schwarzer Ohrensaum geworden. Ganz besonders liebt das Wildkaninchen leichte sandige Böden und reich verklüftete buschige Landschaften, die ihm das Graben erleichtern und auch genügend Deckung bieten. Doch findet es sich gleich dem. Feldhasen mit jedem anderen Gelände ab und bewohnt den großen dichten Forst wie das lichte Feldgehölz oder den feuchten Auwald, die offene Heide wie die Stranddüne oder das Moor, den belebten Stadtwald wie die Parkanlage oder allerlei offene Lagerplätze, sehr gern auch aufgelassene Sand- und Mergelgruben oder zugewachsene Steinbrüche. Die Nähe des Menschen meidet es durchaus nicht, wird aber in belebten Gegenden zum Nachttier. Lässt der Boden die Anlage des üblichen Kessels nicht zu, so scharrt es sich nur einfache Schlupfröhren oder verzichtet ganz auf die unterirdische Höhle und begnügt sich mit geschützten Winkeln zwischen Felsen oder Wurzeladern, unter Büschen oder Baumstümpfen. Wesentlich geselliger als der Feldhase, lebt das Wildkaninchen paar- und familienweise, an günstigen Plätzen oft auch in großen Kolonien beieinander. Der Rammler bleibt der Häsin zwar nicht durchweg, aber doch oft in treuer Einehe verbunden. Beide bewohnen ihren Bau regelmäßig gemeinsam, hoppeln abends und morgens zusammen auf Äsung, entfernen sich aber nicht gern weit vom Bau, um sich bei Gefahr schnell bergen zu können. Wird ein Störenfried oder eine verdächtige Erscheinung bemerkt, so warnen sie sich gegenseitig mit trommelnden Hinterläufen. In den größeren Kolonien sitzen immer etliche Rammler in konzentrierter Habachtstellung und behalten das Gelände mit allen Sinnen unter Kontrolle. Auf der Flucht sind sie unerhört schnell, ständig um Deckung bemüht, und flitzen in so tollen Zickzacklinien dahin, dass ein gezielter Schuss kaum möglich ist und selbst die gewandtesten gefiederten Räuber oft und oft daneben stoßen. Die weiße Blume des Sturnmelschwanzes ist ihr Signallicht im Dunkel der Nächte. An Fruchtbarkeit übertrifft die Kaninchenhäsin die Feldhäsin noch weit. Sie kann es in halbwegs günstigen Jahren auf fünf Würfe bringen. Der einzelne Wurf umfasst 4-12 Junge, die nackt und blind zur Welt kommen. Kurz vorher wühlt sich die Häsin außerhalb des Familienbaues eine gesonderte Satzröhre und polstert hier den Kessel warm mit ihrer Bauchwolle. Sie verschont also gleichsam den Rammler mit der Kleinkinder-Unruhe, traut ihm vielleicht auch nicht ganz über den Weg. Die Satzröhre besucht sie nun jeden Morgen und Abend, saugt und betreut ihre Jungen und vergisst nie, das Schlupfloch immer wieder gut zu verscharren. Nach fünf Wochen führt sie die Kinderschar dem Rammler zu, der sich nun als guter und sorglicher Familienvater erweist. |