Weitere Funde 1936

Wr. Prähistorische Zeitschrift, 1936, S.139 f

Richard Pittioni

v.

Während der Untersuchung des frühmittelalterliehen Gräberfeldes in Bernhardsthal wurde am 22. Juni 1931 im Ostende der Sandgrube auf der Ried "Kohlfahrt" ein Skelettgrab (in der Ausgrabungsreihe Nr. VII) angetroffen. Seine Tiefe betrug 1,50 - 1,60 m, die Länge des Grabes war 2,10 m, die Breite 0,50 m. Das Skelett war vollständig zerfallen, nur die Zähne waren zum Teil noch vorhanden; von den Fußknochen konnten durch die konservierende Einwirkung der Bronzeringe noch einige Stücke festgestellt werden. Die Orientierung ergibt sich aus der Lage der Knochenreste als N - S, mit dem Kopf im Norden. Der Tote war in einer wahrscheinlich oben offenen Truhe aus Holzbrettern bestattet worden, wie aus einem rechteckigen schwarzen Strich um die Bestattung zu erkennen war. An Beigaben waren vorhanden: beim Kopf ein Gefäß, in der Brustgegend zwei zerbrochene Eisenfibeln und an den Füßen je ein Pufferring. Die Funde befinden sich im n.ö. Landesmuseum in Wien.

Das Bernhardsthaler Grab ist nach den Ringen und Fibeln der Stufe C, zuzuteilen, während das Gefäß allein kaum genauer zu datieren ist, da entsprechende Formen in Niederösterreich noch selten sind. L. Kmoch besitzt vom Bisamberg bei Wien zwei Gefäße ähnlicher Form, jedoch mit markanterem Profil, durch das sie aber an schlesische Töpfe, wie z. B. aus Eiglau oder Groß-Mochbern , angeschlossen werden. Nach Jahn gehören diese Formen der frühen mittleren Latènezeit an; das stimmt auch gut mit den niederösterreichischen Funden überein und ist weiterhin ein wichtiger Hinweis für die kulturellen Verbindungen zwischen Niederösterreich, Mähren und Oberschlesien während des dritten vorchristlichen Jahrhunderts. Ob man bei einer Deutung dieses Sachbestandes so weit gehen darf, auch eine volkliche, beziehungsweise stammliche Zusammengehörigkeit der Kulturträger anzunehmen, müßte erst durch weitere Übereinstimmungen überprüft werden. Jedenfalls ist aber die Keramik neben der Münzprägung die einzige Hilfe für die Unterscheidung der einzelnen keltischen Stämme.